In der Arbeit in Norduganda stellte vivo erschreckend hohe Raten geschlechtsspezifischer Gewalt fest: Über 80% der weiblichen Klienten, die von vivo trauma-therapeutisch behandelt wurden, berichteten mindestens einen sexuellen Übergriff in ihrer Lebensgeschichte. Diese traumatischen sexuellen Erfahrungen fanden zum Teil während des Krieges statt, aber auch in der Nachkriegsgesellschaft stellen sexuelle Übergriffe auf Frauen oder Mädchen keine Seltenheit dar. Um Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt psychotherapeutisch unterstützen zu können, wurde vivo von April 2011-Juni 2012 im Rahmen des Projektes “Strengthening the Multisectoral Approach to Gender-Based Violence Prevention and Response“ – „Stärkung der multisektoriellen Herangehensweise zur Prävention von und Reaktion auf geschlechtsspezifische Gewalt“ von der UN (speziell UN Peace Building Fund via UNFPA) gefördert.
Innerhalb dieses Projektes bot vivo ein breites Spektrum psychologischer Versorgung für traumatisierte Kinder und Frauen an, die Psychodiagnostik, trauma-fokussierte Therapie, lösungs- und ressourcenorientierte Beratungsgespräche, Familienmediation, und Folgebesuche umfassten.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Projektarbeit bestand in Maßnahmen zur lokalen Kapazitätsbildung. Zu diesem Zweck vermittelte vivo in Trainings Wissen über psychologische Reaktionen auf traumatische Erfahrungen an die Mitarbeiter von Partnerorganisationen. Ein altersangemessener und geschlechtssensitiver, empathischer Umgang mit den Überlebenden einer akuten Traumatisierung stand im Fokus dieser Trainings. Darüber hinaus bot vivo den Mitarbeitern der Partnerorganisationen Trainings zu Stressmanagement-Fertigkeiten an, um diese darin zu unterstützen, die psychologische Belastung, die mit dem Umgang mit von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffenen Frauen und Kindern verbunden ist, besser zu bewältigen.
Innerhalb dieses Projektes unterstütze vivo insgesamt 87 Klienten, von denen 28 Narrative Expositionstherapie erhielten. Folgeuntersuchungen zeigten eine signifikante Reduktion der trauma-bezogenen psychischen Symptome. Darüber hinaus wurden 18 Trainings und Supervisionen angeboten, für insgesamt 16 Organisationen und 131 Teilnehmern von Projektpartnern, die im Feld geschlechtsspezifischer Gewalt (sozial, medizinisch und juristisch) arbeiten.