In enger Zusammenarbeit mit dem „Youth Education Pack“ (YEP) des Norwegischen Flüchtlingsrats begann vivo die Entwicklung eines langfristigen psychosozialen Unterstützungssystems. Dieses konnte bislang in ganz Uganda über 600 Jugendliche im Rahmen von Berufstrainingszentren erreichen. In zehn Berufstrainingszentren unterstützt YEP die am meisten beeinträchtigten Schüler – unter ihnen viele ehemals entführte Kindersoldaten. Im Rahmen des YEP-Programms wird den Schülern ermöglicht, praktische Berufsfähigkeiten zu erwerben und akademische Ausbildung aufzuholen, um die Reintegration in ihre Heimatgemeinden nach ihrer Rückkehr zu erleichtern und zu verbessern.
Im Jahr 2009 hat vivo zehn ehemalige Lehrer über einen Zeitraum von sechs Monaten zu psychosozialen Therapeuten ausgebildet, die in der Folge psychosoziale Unterstützung für betroffene Schüler in den Schulen vor Ort anbeiten konnten. Das Programm ist darauf ausgerichtet, psychische Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), Depression und Suizidalität bei den betroffenen Schülern zu reduzieren, um Versöhnungsbereitschaft und Anwendung von gewaltfreien Konfliktlösungsstrategien zu erhöhen und die Reintegration und Rehabilitation zu fördern. Im Rahmen des aktuellen Projektes bietet vivo nicht nur Weiterbildung und Supervision für Trauma-Therapien an, sondern auch neue gruppenbasierte Interventionen, um friedensfördernde Initiativen in Norduganda voranzutreiben.
vivo entwickelte das Training für Konfliktlösungsfähigkeiten und Soziale Kompetenz, das gewaltfreie Formen des Umgangs mit Konflikten bei Schülern fördert. Basierend auf individuellen Lebensgeschichten entwickelte vivo zudem einen friedensstiftenden und auf Menschenrechten basierenden Ansatz, genannt „NET truth“, welcher das gegenseitigen Verständnis unter den Schülern fördern und sie zu offener Kommunikation über Kriegserlebnisse und psychosoziale Bedürfnisse ermutigen soll. Auch Stigmatisierung soll durch diesen Ansatz vermindert werden. Eine dritte von vivo eingeführte Komponente in den YEP-Zentren ist die Lehrerberatung. Diese beruht auf den von Lehrern gemeinsam gesammelten Ansichten über psychosoziale Problemfelder der Schüler sowie Lösungsstrategien.
Über sechs Monate hinweg wurden die Therapeuten-Trainees durch vivo-Experten in verschiedenen psychosozialen Ansätzen mithilfe von Workshops und praktischen Trainings mit umfangreicher Supervision geschult. Anschließend konnten die ausgebildeten Therapeuten Lehrer die bereits erwähnten Interventionen mit mehr als 600 Schülern durchführen, die massive Formen von Gewalt und menschlichem Leiden während des Krieges erlebt hatten.
400 dieser Schüler wurden vor Beginn der Behandlung zu ihren psychischen Probleme und Wohlbefinden befragt. Gegenwärtig werden Nachfolgeuntersuchungen mit den behandelten Schülern durchgeführt, um die Effektivität des therapeutischen Ansatzes beurteilen zu können. Ausgehend von diesen Daten soll ein Manual für eine optimale psychosoziale Unterstützung im Bereich des Bildungssektors im Norden Ugandas entwickelt werden.