Eremo delle Grotte – Heimat von vivo
Der Gründungssitz von vivo befindet sich im „Eremo“ Studien- und Konferenzzentrum in der malerischen Region Marche in Italien. Es ist in einer alten Einsiedelei untergebracht, welches schon 1522 in Schriften erwähnt wird. Die Einsiedelei ist nicht nur ein Ort zum Studium, für Konferenzen und Trainings, sondern auch eine ideale Umgebung für die Genesung und therapeutische Tätigkeiten.
Für weitere Informationen, besuchen Sie bitte die Webseite von Eremo.
vivo- victim’s voice
„Wenn ich schweige, vergifte ich meine Seele – Schweigen hilft dem Opfer nie.“
Elie Wiesel
In den letzten Jahren wurde die Welt Zeuge einer Eskalation von Gewalt und Gräueltaten und einer steigenden Anzahl von bewaffneten Konflikten. Das Ziel der modernen Kriegsführung sind nicht mehr die Armeen des Feindes, sondern die Bedrohung und Bekämpfung der Zivilbevölkerung. Massenvertreibung, Massaker, Verstümmelung und gar Genozide sind üblich geworden. Über 100 Staaten weltweit setzen nach wie vor Folter gegen politische oder kulturelle Minderheiten ein, um die bestehenden Machstrukturen aufrecht zu erhalten. Diese Form von schwerer Menschenrechtsverletzung beeinflusst sowohl das Individuum als auch die Gemeinschaft. Nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) sind derzeit mehr als 30 Millionen Menschen auf der Flucht. Die meisten Flüchtlinge leben in Flüchtlingslagern oder in provisorischen Siedlungen unter menschenunwürdigen Umständen, einige von ihnen auf unbestimmte Zeit.
Viele Kriegsopfer leiden unter Verletzungen und Krankheiten, die in erster Linie durch schlechte, hygienische Lebensbedingungen, nicht vorhandene medizinische Versorgung, Armut und Unterernährung verursacht werden. Die psychischen Verletzungen jedoch sind ebenfalls äußerst beeinträchtigend. Das Erleben oder Bezeugen von grauenhaften Kriegssituationen, Folter, Vergewaltigung, oder der Entführung oder Tötung einer geliebten, nahe stehenden Person kann zu schwerem Leiden führen. Dieses kann Alpträume, Flashbacks (das Gefühl, eine Situation noch einmal wieder zu erleben), andauernde Angst und Trauer umfassen. In vielen Fällen zerstreuen sich diese Symptome mit der Zeit nicht von allein. Ungefähr 20 bis 50% der Zivilpersonen, welche Krieg und Verfolgung erlebt haben, sind Opfer schweren psychischen Leidens, eine Folge der Erfahrung traumatischer Ereignisse. Mit Sicherheit sind bewaffnete Auseinandersetzungen und gewalttätige Unterdrückung schädlich für das Gemeinschaftsleben: Die sozialen Strukturen einer von Kriegen erschütterten Gesellschaft, wird zerstört durch den Tod oder das Verschwinden von Verwandten und Freunden. Darüber hinaus fühlen sich die Betroffenen oft emotional distanziert von anderen, ziehen sich aus sozialen Aktivitäten zurück und sind unfähig, das Familien- und Gemeinschaftsleben wieder aufzubauen. Die psychischen und sozialen Wunden durch Kriege, Verfolgung und den ungeheuren Verlust von nahe stehenden Personen kann über Jahrzehnte hinweg bestehen bleiben und den Wiederaufbau einer funktionalen Gesellschaft beeinträchtigen.
Die globale Intensivierung von Gewalt, die Zivilisten in Konfliktsituationen widerfährt, stellt für Hilfsorganisationen eine große Herausforderung dar: Überlebende benötigen mehr medizinische Notfallintervention und Lebensmittelversorgung; viele Opfer brauchen psychische Unterstützung und Behandlung, um mit den traumatischen Erlebnissen umgehen zu können und um wieder in der Lage zu sein, für sich selbst und für ihre Angehörigen sorgen zu können. Daher sind Psychische, soziale und Menschenrechts-basierte Interventionen erforderlich, um die Entwicklung neuer, konfliktfreier, gesellschaftlicher Lebensweisen zu ermöglichen.
Es gibt verschiedene Ansätze, welche sich Personen und Gemeinschaften widmen, die unter traumatischem Stress leiden. Nicht alle sind effektiv; manche können sogar schädlich sein. Es gibt eine große Nachfrage nach Forschung und Entwicklung von Interventionen, welche in der Praxis bewährt sind und nicht nur auf wissenschaftlichen Kenntnissen beruhen, sondern auch kultursensitiv sind. Opfer, die durch traumatische Erlebnisse an psychischen Verletzungen leiden, neigen dazu, über ihre Vergangenheit zu schweigen. Sie vermeiden es, über ihre traumatischen Erlebnisse zu sprechen, da die Erinnerung an diese immer mit Schmerz verbunden ist und sie befürchten, von anderen nicht verstanden zu werden. Doch viele können ihre Erfahrungen nie vergessen und erleben diese immer wieder in Alpträumen oder Flashbacks. Äußeres Schweigen und inneres Wiedererleben erzeugt einen sprachlosen Terror, welcher sowohl das Individuum als auch die soziale Ordnung infolge eines traumatischen Ereignisses beeinträchtigt.
Ein zentraler Ansatz von vivo ist es, die Menschen darin zu ermutigen, ihr Leiden mit anderen zu teilen. Das Sprechen über die schmerzhaften Erfahrungen kann eine Erleichterung für das Individuum darstellen, da es die Integration dieser Erfahrung nicht nur in die Persönlichkeit der betroffenen Person selbst fördert, sondern auch in der Geschichte der betroffenen Gemeinschaft. Ausgebildete Zuhörer, welche dieses Leiden im Kontext einer allgemeinen Sorge um Menschlichkeit zu verstehen versuchen, können mit Zugang zu geeigneten wissenschaftlichen Wissen die Wiederherstellung der Würde der Betroffenen unterstützen. Gleichzeitig kann die Bezeugung von Menschenrechtsverletzungen für das Individuum und die Gemeinschaft hilfreich sein, da es erlaubt, den erfahrenen Schmerz zu teilen und eine kollektiv bevollmächtigte Geschichte aufzubauen. Auf diese Weise können Gemeinschaften die Kraft wiedererlangen, der Forderung nach Gerechtigkeit und der Erfüllung von Menschenrechte nachzukommen. Darauf aufbauend kann die Friedens- und Versöhnungsarbeit beginnen und Opfer können wieder zu Überlebenden werden.
vivo Gründungsmitglieder
Prof. Dr. Thomas Elbert
Professor für Klinische Psychologie & Verhaltensneurowissenschaften
Abteilung für Psychologie
Universität Konstanz
Konstanz, Deutschland
Expertise: Forschung und Ausbildung in Klinischer Psychologie und Neurowissenschaften
Unni Karunakara, MB BS DrPH
Senior Fellow, Jackson Institute for Global Affairs at Yale University
International President (2010-2013), Médecins Sans Frontières
Prof. Dr. Frank Neuner
Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie
Abteilung für Psychologe
Universität Bielefeld
Bielefeld, Deutschland
Expertise: Psychotherapie von Folteropfern und Klinische Forschung
Elisabeth Kaiser, MA MPH, PhD
Expertise: Aufbau von nationalen Strukturen psychischer Gesundheit in ressourcenarmen Ländern
PD Dr. Maggie Schauer
Klinische Psychologie
Universität Konstanz
Konstanz, Deutschland
Expertise: Psychotraumatologie
Monika Segbert, MBE, FLA (hon)
IT-Spezialistin
Eremo delle Grotte
Ancona, Italien
Expertise: Öffentlichkeitsarbeit, Dokumentation & elektronische Archivierung, Internationales Projektmanagement
Aurelio Tassi
Italien
Expertise: Postkonfliktoperationen
Pietro Tassi, Landbegutachter/ Architekt
Ancona, Italien
Expertise: Erhaltung & Rekonstruktion historischer Monumente